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Biografie von General Shimyra






🕷 Kapitel I: Mutprobe 🕷



Steinerne Wände, kalt und glitschig, schließen sich um einen. Die abgestandene Luft, vermischt mit unheilvollen Gasen aus der Tiefe, schnürt einem die Kehle zu. Ein Ausgang, eine Fluchtmöglichkeit – die heilige Kammer gleicht einem Sarg. Die Schwärze ist allumfassend. In ihr sieht man die Löcher im Gestein kaum, auch nicht mittels Dunkelsicht... und auch nicht die abertausend Beine, die sich durch sie zu zwängen beginnen. Das Schnattern der Mandibeln und das leise Tippen der Spinnenbeine auf dem Gestein sind Vorboten für das Grauen, das über den zu prüfenden Dunkelelfen kommt, die in der Kammer liegt. Die Spinnen, Gesandte Demorgas, sind bissig, giftig und zahlreich. "Tötest du eine von ihnen, bist du als nächstes dran." Das Krabbeln endet nicht, und man erduldet die Bisse, spürt mehr, als dass man es wirklich sieht, wie das Blickfeld vor einem verschwimmt. Einen Weg hinaus und ein Schwarm der heiligen Biester vor einem, auf die man nicht treten darf, die man nicht totschlagen kann. Das laute Klicken der Mandibeln am, nein, fast schon im Ohr wirkt immer hämischer, vermischt sich mit der körperlosen Stimme der Einen.






🕷 Kapitel II: Dunkle Sonne 🕷



Das Symbol meines Hauses, Yril'Lysaen, die dunkle Sonne. Keines der mächtigen Häuser, gerade gross genug, um sich aus den schlimmsten Fehden heraus zu halten und nicht übermäßig zu protzen, unauffällig zu bleiben. Natürlich ist auch meine Sippe darauf bedacht, ihren Einflussbereich stets zu vergrößern, doch haben sie sich mit der Spezialisierung als Höhlenläufer bereits gut etablieren und diese Position durch exzellente Arbeit und das Quäntchen Talent im Blut halten können. Ehrlich gesagt, wollen auch die zähesten und verbissensten Drow die Drecksarbeit und die Gefahr in den Tiefen möglichst scheuen, nicht aber auf den Profit verzichten, weswegen wir - obschon wir uns längst von dieser Gesellschaft abgekapselt haben - Geschäftsbeziehung zum Schwesternvolk unterhalten. Dabei gilt es taktisch und meistens auch unterwürfig, und nicht zuletzt gottesgläubig vorzugehen. Die Spinnenkönigin ist auch unsere Herrin, allerdings ... legen wir diesen Umstand etwas flexibler aus als viele andere Sippen des Unterreichs.

Ich habe drei Schwestern (insofern sie alle die nächste Zeit überleben): Zarryna, eine Klerikerin der Göttin Demorga. Aunrae, Sargtlin im Dienste eines Heeres. Elvanshalee, zu jung, als dass ihr bereits ein Weg vorbestimmt ist, vermutlich aber die nächste Generation an Höhlenläuferinnen. Mein Bruder Yantaur widmet sich, für einen Mann eher ungewöhnlich, den magischen Künsten - da er der einzige aussergewöhnlich magisch Begabte in der Familie ist, rettet das seinen Stand wohl etwas. Zarryna kann ihn nicht ausstehen, weil sein Talent angeboren ist und sie ihre Magie nur dann festigen kann, wenn sie in Demorgas Gunst aufsteigt - ein ungerechtes Geschenk an einen Mann, doch mir ist es einerlei. Ich bin die einzige Höhlenläuferin, folge in den Fußstapfen meiner Eltern, die aufgrund ihrer Laufbahn auch diese Verbindung eingegangen sind - mit dem Zweck, das gemeinsame Wissen zu horten, weiter zu geben und das Haus erstarken zu lassen.

Die Schattenelfen haben vieles mit den Drow gemein, selbst wenn sie sich seit langem abgespalten haben. Obwohl ich die Oberfläche nicht ausstehen kann, liegt sie mir doch mehr als anderen Drow. Die Bewohner der Oberfläche ... das ist eine völlig andere Geschichte. Man munkelt auch, dass Schattenelfen andere Götter anbeten und besondere Fertigkeiten erlangt haben, welche die Drow nicht kennen (und von denen man in ihrer Gegenwart besser nicht spricht). Mein Familiengeheimnis bleibt jedoch sicher verwahrt. Wir sind ein stolzes Volk, unvergleichlich wohl. Trotzdem kann ich meine Fähigkeiten und Chancen einschätzen. Alles andere wäre Wahnsinn oder Selbstmord, dort unten und hier oben im Licht.






🕷 Kapitel III: Höhlenläufer 🕷



Wir Schattenelfen sind ohnehin alle Exilanten, ein ungewollter Fleck Andersseins für die Drow. Wen wundert es da, dass meine Sippe sich darauf spezialisiert hat, das Unterreich zu erkunden, zu kartographieren und nach neuen, bewohnbaren Kavernen abzusuchen, um unseren Einfluss zu stärken und von den Drow in Ruhe gelassen zu werden? Andernorts unter der Erde beäugt man uns Höhlenläufer mit Misstrauen; wer kann schon ganz richtig im Kopf sein, wenn er tagelang auf sich alleine gestellt in den Höhlen herumspukt, dort Monster erlegt und Steine begutachtet? Dennoch schleicht sich der eine oder andere neugierige Blick hinein, und manchmal auch Gold in unsere Hand, wenn wir es wieder einmal sind, die eine Expedition sicher durch die verschlungenen Gänge und Höhlen voller schaurig-schöner Gefahren schleusen sollen.

Hier unten gibt es Höhlen von Magie, Faerzress, erfüllt, in deren seltsamen Licht man am besten mit speziellen Gläsern vor den Augen navigiert; es gibt absolut finstere und unendlich hoch wirkende Hallen, in denen Drachen der Tiefen hausen sollen. Die spärliche Vegetation fluoresziert, und die blinden Kreaturen der Tiefe sind dank anderer Sinne exzellente Jäger, vor allem für wenig kundige und findige Forscher. Kurzum, das Unterreich mutet wie eine völlig andere Welt an, nicht zu vergleichen mit der Oberfläche, noch nicht einmal im Rest Terakhnurs.

Manchmal stößt man auf Zeugen längst vergangener oder vertriebener Kulturen, findet Schätze und gefährliche Artefakte. Manchmal geschieht für eine halbe Ewigkeit nichts, so dass man an seinen Sinnen und seinem Verstand zu zweifeln beginnt. Ich selbst habe mich auf Expeditionen und die Jagd spezialisiert, eine ehrenhafte Aufgabe die meistens Frauen gebührt. Bejagt wird alles, was unserem Gebiet gefährlich werden könnte, auch andere Dunkelelfen und intelligente Völker, die hier unten hausen, aber auch Bestien und Getier, das sich im Schatten zuhauf windet und dort immerzu wimmelt. Erkundet werden vielversprechende und nahezu unberührte Gebiete tief unter der Erde Terakhnurs, meistens für das eigene Volk, manchmal gegen Bezahlung und bei guter Bewaffnung und Vorbereitung, auch mit anderen unwissenden Reisenden, welche die Schönheit und den Reiz der Tiefe selten bis nie verstehen können.




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